Deutsche Lautengesellschaft  

English Version         facebook     YouTube        


Musikanten

Geschichte der Laute

Entwicklung der europäischen Laute und ihrer verschiedenen Bautypen

1. Ursprung



Die Laute bei den Assyrern, Ägyptern...





Verwandtschaft zur Oud
Herkunft des Namens
Die Geschichte der Laute geht sehr weit zurück bis in die Antike: Der griechische Enzyklopädist Pollux schreibt ihre Erfindung (kleiner birnenförmiger Klangkörper mit langem Hals) den Assyrern zu - häufig findet man Hirten damit abgebildet. Sie gilt daher als Volksinstrument . In Texten der neusumerischen Zeit aus Mesopotamien (ca. 2050 vor Christus) wurde das Instrument erstmals schriftlich erwähnt. Die ältesten erhaltenen Instrumente wurden in Gräbern in Ägypten entdeckt, wobei man davon ausgeht, dass die Laute mit der Lyra dorthin gelangte. Laute und Lyra haben sich bis heute in Nordostafrika, im Sudan und in Äthiopien sowie in anderen arabischen Ländern u.a. in Form der Oud erhalten, die mindestens vier Saitenpaare hat und mit einem Plektrum gespielt wird. In jüngerer Zeit erfreut sich die arabische Oud auch im europäischen und westlichen Kulturkreis zunehmender Bedeutung, u.a. auch wird das Instrument in Jazzensembles verwendet (Beispiele zeitgenössischer Oud-Musiker: Anour Brahem, Rabih Abou-Khalil) oder auch einfach als klassisch arabisches Soloinstrument (Beispiel: Raed Khoshaba) Der Name des Instruments geht aus dem arabischen Wort "Al ud" (das Holz) hervor, aus dem das Wort "Laute" entstand, das seit mindestens eintausend Jahren im europäischen Raum nachweisbar ist.

2. Allgemeiner Aufbau der Laute

Chordophone







Aufbau: Decke, Korpus, Hals, Wirbelkasten






Diskant-,Alt-, Tenor- und Basslauten
Lauten zählen zu den sog. Chordophonen: Mittels Saiten werden Tonschwingungen erzeugt, die auf einen Resonanzkörper - die Lautendecke - übertragen werden. Verschiedene Tonhöhen werden entweder durch Abteilen der Saiten (bei der Laute werden geknotete Darmbünde üblicherweise dafür eingesetzt) oder dadurch erreicht, dass für jeden Ton (mindestens) eine eigene Saite vorhanden ist. In jedem Fall gilt: je dünner, je kürzer und je straffer gespannt die jeweilige Saite ist, desto höher wird der resultierende Ton.

Allgemein besitzt der aus mehreren Holzspänen zusammengesetzte halbbirnenförmige Korpus der abendländischen Laute eine ebene Decke (z.B.aus Fichte), die in der Mitte eine größere Schallöffnung mit Schnitzwerk (Rosette) aufweist. Der breite Hals hat Darmbünde, der nach rückwärts abgeknickte Wirbelkasten seitenständige Wirbel. Darm- oder Nylonsaiten werden üblicherweise einzeln oder in Paaren (sog. Chören) am Steg auf der Decke einerseits und mittels der Wirbel im Wirbelkasten befestigt. Lauten wurden in verschiedenen Stimmlagen gebaut: Diskant-, Alt-, Tenor- und Basslauten. Michael Prätorius hat 1618 in seinem Werk "Syntagma musicum" die verschiedenen Typen genau beschrieben.

3. Die mittelalterliche Laute



Einzug der Laute nach Europa via Sizilien, Venedig...
Frühe Darstellungen








Erste Lautenmacher






Birnenform, 4-5 Chöre,
mehr als 1 Schallloch typisch,
Federkiel
Ob die Laute von den Arabern entweder durch die Eroberung der iberischen Halbinsel im 8. Jahrhundert oder einfach durch Handel beispielsweise mit sarazenischen Einwanderern in Sizilien oder in späterer Zeit über die Handelsmetropole Venedig schließlich auch an den christlichen Adelshöfen und bei Spielleuten Einzug hielt, lässt sich heute nicht mehr so genau nachvollziehen. Am Hofe in Palermo gab es beispielsweise Sänger-Lautenisten in Folge der christlich geprägten normannischen Eroberung Siziliens. Lauten werden auch früh ausführlich in den Deckengemälden von Palermos königlicher Cappella Palatina dargestellt, die dem normannischen König Roger II im Jahre 1140 gewidmet war. Aus der Regierungszeit von Alfons dem Weisen (1252-1284) ist eine genaue Abbildung einer arabischen Laute in den sog. Cantigas de Santa Maria überliefert, die mehrere Schalllöcher besitzt und an einen heutigen Oud erinnert. Im 14. Jahrhundert hatte sich die Laute schließlich in ganz Europa verbreitet - allerdings existieren keine Aufzeichnungen über die gespielte Lautenmusik dieser Epoche. Die ersten Lautenmacher lassen sich im Süden des alten deutschen Reiches in großen Städten nachweisen: z.B. in Wien um 1380 ein Lautenmacher Konrad, in Nürnberg 1393 ein Lautenmacher Fritz, in Augsburg 1412 ein Lautenmacher Rudolf, in Straßburg von 1414 - 1418 Claus von Herde.

Aus Abbildungen des 15. Jahrhunderts kann man entnehmen, dass mittelalterliche Lauten 4 oder - ab dem 14. Jahrhundert 5 Saitenpaare besaßen und mit einem Federkiel gespielt wurden. Keine Instrumente aus dieser Zeit haben sich bis heute erhalten. Die Form der Lauten dieser Zeit ist birnenförmig mit 2 Schalllöchern. Als Beispiel einer mittelalterlichen Lautenstimmung sei hier f´´-c´- g - d - A aufgeführt.

4. Lautentypen der Renaissance



Erste berühmte Lautensolisten an europäischen Adelshöfen


Mandelform, Anzahl der Späne erhöht, kunstvolle Rosetten









Renaissancelautenstimmung (vieil ton) der Altlauten in a´ bzw. g´


Erhöhung der Anzahl Chöre von 6 bis zu 10 in der Hochrenaissance



"Zwicken"





"Loaded guts"





Oktavstimmung versus Unisonostimmung






Deutsche, französische, italienische und spanische Tabulaturen


Vihuela
Die Renaissancezeit ist durch den einsetzenden steilen Aufstieg der Instrumentalmusik an den Hof- und Adelskapellen gekennzeichnet. In dieser Epoche zunehmender Bedeutung und dem Auftreten berühmter, hochbezahlter Lautensolisten an den Höfen (z.B. Albert de Rippe am Hofe König Franz I. von Frankreich oder Francesco da Milano am Hofe des Papstes in Rom) entwickelte sich gleichzeitig die Laute von der mittelalterlichen Birnenform zur harmonischen, häufig kunstvoll mit Ebenholz und Elfenbein verzierten Mandelform. Die ebene Fichtendecke behielt man bei, während man begann, das Schallloch mit kunstvollen Rosetten zu verzieren. Die Anzahl der Späne, aus denen der gewölbte Boden des Instrumentes zusammengesetzt ist, erhöhte sich von zunächst 13-15, dann über 25 auf über 30 und schließlich bis auf über 50 in den späten Jahren der Hochrenaissance von 1580-1620. Zwischen die Späne fügte man feine Filelen aus Elfenbein oder anderen farbigen Hölzern. Steg und Wirbelkasten wurden mit reichem Schnitzwerk ausgestattet. Besonders die Anzahl der Saitenpaare oder Chöre nahm beständig während der verschiedenen Abschnitte der Renaissance zu: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fügte man der ursprünglich 4- bzw. 5-chörigen mittelalterlichen Laute eine höchste Sangsaite (sog. Chanterelle) zu - die Stimmung der nun sechschörigen Laute erfolgte in a´- e´e´- hh - gg´- dd´-Aa bzw. g' - d´d´ - aa - ff´ - cc´ - Gg (58 cm bzw. 60 cm Mensur zum Beispiel). Nachdem besseres Material für Basssaiten verfügbar wurde, erweiterte man die sechschörige Laute zur siebenchörigen, die erstmals bereits 1511 schriftliche Erwähnung fand. Rasch folgten acht-, neun- und schließlich zehnchörige Renaissancelauten. Zentren der europäischen Lautenproduktion waren auf deutschem Boden Füssen im Allgäu (z.B. Familien Tiefenbrucker, Sellas, Railich) und Nürnberg (Familien Neusiedler, Gerle). Das Spiel auf den neuen Lautentypen erfolgte nun nicht mehr mit dem Federkiel, wie bei den mittelalterlichen Lauten, sondern durch sogenanntes "Zwicken" mittels Daumen und Zeigefinger, wobei der Daumen unter dem Zeigefinger in die Handinnenfläche geschlagen wird.

Mit der zunehmenden Anzahl an Basssaiten musste gleichzeitig das Problem der unzureichenden Materialdichte von Darmsaiten bei kleiner Saitendicke gelöst werden, um entsprechende Tonhöhen zu erzielen - vermutlich hat man zur Lösung des Problems Darmsaiten mit Kupferpulver bestreut (sog. "loaded guts"). Metalldrahtumsponnene Saiten hingegen entwickelten sich erst ab der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Während in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts die Chöre 4 bis 6 in Oktaven gestimmt wurden, versuchte man um die Jahrhundertwende dann Chöre unisono zu stimmen. Ab 1620 schwenkte man erneut auf die ursprüngliche Variante um.

Analog der Aufzeichnung von früher Orgelmusik begann man frühzeitig Lautenmusik ab ungefähr 1507 in Form sogenannter Tabulaturen aufzuzeichnen, einer Griffschrift, die man nach ihrer jeweiligen Heimat in deutsche, französische, italienische und spanische Tabulaturen unterscheidet. Die deutsche Tabulatur gilt als schwerer erlernbar im Vergleich zu der sehr verbreiteten französischen und der italienischen Tabulatur. Die spanische Tabulatur ist eigentlich der Vihuela, einem gitarrenähnlichen spanischen Lauteninstrument vorbehalten (gleiche Stimmung wie Renaissancelaute). Die deutsche Tabulatur wurde in Deutschland bis ca. 1620 verwendet und dann von den anderen Tabulaturformen verdrängt.

5. Lauten am Beginn des Zeitalters des Basso continuo -
Zeit des Experimentierens


Erzlauten

Theorbe
Chitarrone





Begleitinstrument



















Paduanische, römische Theorbe,Concertino
Englische Theorbe





Colascione








Arciliuto
Mit dem Aufkommen des Basso continuo gegen Ende des 16. Jahrhunderts experimentierte man mit einer verlängerten Mensur (zweiter Wirbelkasten) und diatonisch gestimmten, freischwingenden Basssaiten. Diese Instrumente bezeichnete man früher als sog. "Erzlauten", was die Theorbe (Chitarrone) und den Arciliuto gleichermaßen umfasste. Diese Bezeichnung entspricht jedoch nicht dem Sprachgebrauch der Barockzeit .

Die Theorbe (synonym "der Chitarrone") wurde vermutlich 1588/89 von Antonio Naldi (genannt "Il Bardella") in Florenz für die Camerata Fiorentina (diese wurde von Giovanni de Bardi als Mäzen von 1575 bis etwa 1592 geleitet) entwickelt, um die neue rezitative Art von Musik effektvoller zu begleiten. Parallel bestand mit der aufkommenden neuen Art von Musik, insbesondere mit dem Aufkeimen zunächst der sog. Monodie (einer Art Vorform der Oper: Einzelgesang mit sparsamer Instrumentalbegleitung) und später der italienischen Oper unter Monteverdi der Wunsch, größere Konzerträume klanglich adäquat zu füllen, was mit den bisherigen Renaissancelauten nur schlecht möglich war. G. Caccini erwähnt, dass der Chitarrone besser als jedes andere Instrument geeignet sei, die Stimme, insbesondere den Tenor, zu begleiten [6]. Bedeutende Komponisten für diese Instrumente waren insbesondere Alessandro Piccinini, Johann Hieronymus Kapsberger in Italien, im Frankreich der Barockzeit unter Ludwig XIV. vor allem Robert de Viseé. Laut Alessandro Piccinini entwickelte sich der Chitarrone aus Basslauten, bei der die beiden höchsten Saiten auf Grund der Länge des bis zu 2 m langen Halses (Griffbrett Mensur zwischen 76 und 98 cm!) und der dadurch resultierenden zu hohen Saitenspannung um eine Oktave erniedrigt werden mussten. Die Stimmung einer 14-chörigen Theorbe/ eines Chitarrone ist: a-e-h-g-d-A-G-F-E-D-C-H-A-G. Die freischwingenden Bordunsaiten sind diatonisch gestimmt. Neben Einfachbesaitung ist bei den gegriffenen Chören auch Doppelbesaitung üblich.

Vivaldi setzte bei einem seiner Konzerte ein aus 2 Mandolinen, 2 Theorben und 1 Violoncello ein sog. Concertino ein, das vor allem in Padua gebaut wurde und als paduanische Theorbe im Gegensatz zur römischen Theorbe (=Chitarrone) einen kürzeren, seitlich versetzten und geschweiften Hals besitzt. In England wurde die Theorbe ca. 1610 durch Angelo Notari eingeführt. Zahlreiche englische Liederbücher verlangten bis Ende des 17. Jahrhunderts nach einer Theorbe oder Lautentheorbe (Stimmung in G).


Ein seit 1564 belegtes mandolinenähnliches Lauteninstrument war der Colascione, eher dem Tanbur und der Mandoline gleichend als der Laute, mit kleinem Korpus, aber außerordentlich langem Hals, auf dem bis zu 24 Bünde untergebracht sind. Von insgesamt 2 m Länge entfallen etwa 30 cm auf den Korpus. Entsprach im Tonumfang etwa der Laute, mit einfacher Bespannung von mit Plektrum gerissenen Saiten. Ursprüngliche Stimmung: d-a-E; in der 2. Hälfte des 18. Jh. der Mandola angepasst mit: d´-a-f-c-A-D .

Die Vielfalt der Lauteninstrumentenfamilie zeigt sich auch in der Weiterentwicklung der Tenorlaute durch Halsverlängerung (2. Wirbelkasten!) in Italien zum sog. Arciliuto (analog der Entwicklung des Chitarrone aus der Basslaute der Renaissance) : Der wichtigste Unterschied zur Theorbe besteht in der Mensur und Stimmung: 67 cm sind eine typische Mensur für ein Arciliuto. Die Stimmung des 14-chörigen Instrumentes entspricht der alten Renaissancestimmung in g´ mit diatonisch gestimmten, freischwingenden Basssaiten. Der Vorteil des Arciliuto gegenüber der Theorbe/ dem Chitarrone besteht in der höheren Stimmung (eine Oktave tiefere Stimmung bei den beiden höchsten Saiten der Theorbe), was die zunehmende Beliebtheit des Instrumentes am Ende des 16. Jahrhunderts erklärt: Beispielsweise komponierten Händel, Corelli und Sammartini Stücke, in denen u.a. ein Arciliuto verlangt wird. Entsprechend den Vorteilen des Arciliuto wurde die Theorbe letztmalig gegen Mitte des 17. Jahrhunderts in gedruckter Musik erwähnt. Auch beim Arciliuto unterscheidet man zwischen der Doppelbesaitung (bei der kurzen Arciliuto-Form entwickelt ab 1610; hauptsächlich Solomusik) und der Einfachbesaitung, die bei der langen Form des Arciliuto ab der Mitte des Jahrhunderts in Rom als Basso continuo Instrument üblich wurde.

6. Barockzeit



Barocklaute in Frankreich








Angélique










Deutsche Barocklaute (Schwanenhalslaute)







Sylvius Leopold Weiss -
Deutsche Theorbe




Calichon in Böhmen und Mähren



Mandora
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts experimentierte man in Frankreich mit der Stimmung der zehnchörigen Renaissancelaute (sog. "accords nouveaux"). Durch Umstimmen mehrerer Chöre war bald die Lautenstimmung der Barockzeit in d-moll erfunden: f´-d-a-f-d-A-G-F-E-D . Durch Aufsetzen eines Reiters auf der Diskantseite des Wirbelkastens der zehnchörigen Renaissancelaute wurde die 11-chörige Laute für circa 80 Jahre Standard in ganz Europa außer in Italien (12-chörige Laute). Berühmte Lautenkomponisten wie Ennemond Gaultier, Denis Gaultier, Jacques Gallot oder Charles Mouton am Ende der Blütezeit der französischen Barocklaute gegen Ende des 17. Jahrhunderts führten ihre Werke in den vornehmen Pariser Salons meist im kleineren Rahmen auf.

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde ein bis jetzt nur wenig erforschtes Lauteninstrument entwickelt - die Angélique. Diese war mit Einzelsaiten bespannt und hatte 16 bis 17 Chöre in diatonischer Stimmung. Nur recht wenige Kompositionen sind überliefert. Später wurden diese Instrumente zu Barocklauten mit Schwanenhals (siehe unten) umgebaut.

Während in den anderen europäischen Ländern die Laute am Beginn des 18. Jahrhunderts außer Gebrauch kam (Vordringen z.B. des Cembalo), durchlief die Barocklaute im barocken Deutschland eine weitere Veränderung: Es wurden 2 weitere Chöre der 11-chörigen Barocklaute hinzugefügt, zunächst durch Anbringen von Reitern auf der Basssaite des Wirbelkastens, später ab 1732 wurde der komplette Wirbelkasten durch einen Schwanenhals ersetzt. Vorbild der Schwanenhalslaute war die von dem Hamburger Lautenmacher Joachim Tielke 1680 erbaute Angélique. Mit diesem Lautentypus war die Entwicklung der Barocklaute abgeschlossen (Stimmung: f´-d´-a-f-d-A-G-F-E-D-CH-A). Das Instrument war noch bis ca. 1815 im Gebrauch, wurde aber in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend u.a. durch Tasteninstrumente verdrängt.

Der berühmteste deutsche Komponist für Barocklaute, Sylvius Leopold Weiss, entwickelte den Sondertyp der deutschen Theorbe, die im Gegensatz zur Schwanenhalslaute (Mensur bis ca. 72 cm) eine deutlich längere Mensur (von mehr als 85 cm) besitzt und in der Stimmung differiert (d´-a-f-d-A-G-F-E-D-C-H-A-G-F).

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstand in Böhmen und Mähren ein neuer Lautentyp - der Calichon. Der Calichon hatte 6 bis 8 Chöre und Mensuren von 75 bis 95 cm (Basso continuo Instrument).

Die Weiterentwicklung des Calichon in Deutschland und Niederösterreich brachte die Mandora hervor, die doppelt besaitet (außer der Chanterelle) wie eine Gitarre gestimmt war (e´-h-g-d-A-E). Die Mandora erfreute sich einer gewissen Beliebtheit unter anderem in Klöstern bis ins 19. Jahrhundert, da zahlreiche Tabulaturbücher mit einfacher, gefälliger Musik existierten. Schließlich wurde das Instrument in der Zeit der Romantik durch die Gitarre verdrängt.

7. Neuzeit


Lautengitarre





Liuto forte
Nach dem fast völligen Verschwinden der Laute in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte gegen dessen Ende eine Art romantisierende Rückbesinnung auf Mittelalter und Renaissance ein, im Rahmen derer die sog. "Wandervogelbewegung" die Lautengitarre hervorbrachte, ein mandoraähnliches Instrument mit einfacher Besaitung und Gitarrenstimmung.

Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelte ein Team um den Lautenbauer Günther Mark einen neuen Lautentypus namens Liuto forte - eine ganze Lautenfamilie, bei der die Deckenbeleistung verändert wurde (symmetrische Anordnung von Fächerbalken/Spreizern ähnlich wie bei der Gitarre). Ziel der Entwicklung des Liuto forte ist es, einen klanglich kraftvolleren Ton zu erzeugen ähnlich wie beim Umbau von Barockviolinen im 19. Jahrhundert. Verschiedene Modelle wurden in Anlehnung an die Tenorlaute der Renaissance, den Arciliuto, die Barocklaute oder die Theorbe entwickelt mit verschiedenen Saitenstimmungen.

Die Entwicklung der "Wandervogellaute" leitete das Interesse an einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit den historischen Lauten und ihrer Spielliteratur ein. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts erstarkte besonders nach dem 2.Weltkrieg das Interesse an den originalen Instrumenten und der Lautenmusik. Originale Instrumente in Museen wurden nachgebaut. Heutzutage gibt es eine recht große Anzahl an professionellen Lautenmachern, die ihre Instrumente nach historischen Vorlagen bauen.

Siehe hierzu auch: Die Laute / Lautenbauer und Saiten etc.



Referenzen

Alexander Buchner, Handbuch der Musikinstrumente,
Verlag Werner Dausen, Hanau/Main 1981

Andreas Schlegel, Die Laute in Europa,
Verlag The Lutecorner, CH-Menziken 2006

Konrad Ragossnig, Handbuch der Gitarre und Laute,
Schott Verlag Mainz 2003

Adolf Layer, Die Allgäuer Lauten- und Geigenmacher,
Verlag der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft 1978

Robert Spencer, Chitarrone,Theorbo and Archlute,
Early Music, Vol. 4 No. 4 (October 1976)